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Die Firma Plato verkauft weltweit Maschinen für die Aufbereitung von Kunststoff. Sie tut das mit nur fünf Mitarbeitern.

Von Tilo Berger

Die Frage könnte auch von Günther Jauch gestellt werden: Wie viele Einwegflaschen werden pro Jahr in Deutschland gekauft? Antwort: etwa 21 Milliarden. Das heißt, etwa 21000000000-mal schiebt jemand so eine ausgetrunkene Flasche in den Rücknahme-Automaten des Supermarktes. Und etwa 21000000000-mal folgt dann das typische Geräusch, wenn das Innenleben des Automaten die Plasteflasche zu einem Winzling schrumpelt.

Und was passiert mit dem zerknüllten Stück Plaste, das mal eine Getränkeflasche war? Die Antwort verbirgt sich in einer äußerlich unspektakulären Werkhalle im Görlitzer Industriegebiet Hagenwerder. Die Halle ist das Domizil der Plato Technology GmbH. Ein Firmenname, der schon als Absender auf Lieferscheinen nach Mexiko und Peru, in die USA und Ukraine oder auch nach Südafrika und Japan stand. Denn rund um die Welt fällt Kunststoff zum Aufbereiten an. Und rund um die Welt werden dafür Maschinen gebraucht. Solche Maschinen bietet Plato an.

Firmeninhaber Heinz Schnettler greift tief in einen meterhohen Sack. Zwischen seinen Fingern rieselt es grün, blau, rot und was nicht noch alles. Die meisten dieser Winzlinge hätten wohl in einem Stecknadelkopf Platz. „Das“, sagt der 56-Jährige, „waren mal Verschlusskappen von Einwegflaschen. Sie sind jetzt ein neuer Rohstoff, da werden zum Beispiel Rohre draus.“ Würde der Hersteller solcher Plasterohre neues Kunststoff-Granulat kaufen, müsste er für einen vollen Sack etwa 1000Euro bezahlen. Die gleiche Menge Ex-Verschlusskappen kostet rund 400 Euro.

Heinz Schnettler zeigt die Maschine, die ausgedienten Wasserflaschen, Plastefässern oder auch Folien ein neues Leben gibt. Sie ähnelt einem großen Fass, das waagerecht zwischen zwei Eisengestellen ruht. Aber im Innern geht es alles andere als ruhig zu. Da rotiert mit 20Umdrehungen in jeder Sekunde eine Art Quirl, der ringsum mit starken Stahlplatten bestückt ist. Bei dem Tempo zerfetzt der Stahl alles, was ihm in die Quere kommt. Und die Fliehkraft sortiert das Ergebnis nach Gewicht: Zuerst sammeln sich an der Innenwand die Reste der Etiketten, zuletzt die ehemaligen Verschlusskappen.

An der Maschine in der neuen Werkhalle in Hagenwerder zeigt Schnettler Interessenten aus aller Welt, wie binnen Sekunden Stoffe gereinigt werden, um dann als neue Rohstoffe zu dienen. Zum Beispiel hat Plato mal eine Kiste mit schmutziger Ackerfolie bekommen, von einer Farm in Großbritannien. Was am Ende wieder herauskam, war nahezu saubere Folie. „Aus solchen Stoffen werden neue Mülltüten hergestellt“, weiß Schnettler. Im Mai zeigt der Wahl-Görlitzer seine Technik auf der weltgrößten Umwelttechnikmesse in München. „Wir geben viel Geld für Messen aus“, berichtet er. „Aber auch Suchmaschinen im Internet sind wichtig. Wer da die richtigen Worte eingibt, findet uns.“

Es kommt dem Unternehmen zugute, dass Schnettler Kontakte zu freiberuflichen Handelsvertretern in aller Welt hält. „Sie sind gut vernetzt und wissen, wo ein Unternehmen eine neue Maschine zum Trocken- oder Nassreinigen von Kunststoffen braucht. Allein könnte ich den Markt gar nicht so intensiv beobachten.“ Die jüngsten Auslandsvertretungen von Plato befinden sich in Polen und in der Ukraine.

Während Heinz Schnettler all das berichtet, fällt eines auf: Es ist ruhig in der großen Werkhalle, und bis auf zwei weitere Mitarbeiter außer dem Chef ist niemand zu sehen – mitten am Tage. „Wir sind hier insgesamt nur fünf Leute“, erklärt der Unternehmer. Diese fünf kümmern sich vor allem um Produktionstests, um das Einkaufs- und Qualitätsmanagement sowie ums Marketing. Die Einzelteile für die Maschinen lässt Plato von anderen Unternehmen im Osten Sachsens bauen. Jede Apparatur, die Plato verkauft, besteht aus Zulieferungen von sechs bis acht Firmen, von denen die meisten ebenfalls in Hagenwerder ansässig sind. In der Plato-Halle werden die Maschinen dann für den Versand vorbereitet. Dazu hängt ein Kran an der Hallendecke, der die schwere Technik in See-Container hieven kann. Und wenn die Maschine dann in Südamerika, Ostasien oder wo auch immer in Betrieb geht, ist Heinz Schnettler persönlich dabei.

Pla.to GmbH Görlitz
Das Unternehmen hat seine Wurzeln im Grünen Punkt, dem Dualen System Deutschland. In Bergheim bei Köln hat Heinz Schnettler dreizehn Jahre lang daran gearbeitet, Kunststoff-Recycling preisgünstiger zu gestalten.
2008 kaufte Schnettler ein Grundstück im Görlitzer Industriegebiet Hagenwerder, wo er ab 2011 den neuen Firmensitz errichtete. Für Görlitz sprachen der günstige Grundstückspreis und die Nähe zu Lieferanten.
Die fünfköpfige Familie zog aus dem Rheinland an die Neiße.
www.plato-technology.de

Quelle: Sächsische Zeitung vom 29.03.2018 – LAUSITZER WIRTSCHAFT